Corona und Kultouristen


Corona und Kultouristen

Für Uwe Bartholomaeus aus Trebel ist Kultur, Politik und Wirtschaft kein Widerspruch. Der Koch betreibt mit seiner Familie seit 30 Jahren die Trebeler Bauernstuben und ist während der Zeit von Himmelfahrt bis Pfingsten ein Wunderpunkt im Rahmen der Kulturellen Landpartie. Als Gastwirt sieht er einen natürlichen Zusammenhang zwischen Gast und Wirtschaft und hat keine Berühungsängste, das auch offen zu sagen.

Das Thema ist schwierig. Der Kommerz wird von einigen Gästen und Enthusiasten als zu präsent gesehen. In den Bauernstuben wird dazu Tacheles geredet.

„Natürlich fehlt unser Gesamtumsatz, das ist schon ein großer Einbruch für das Geschäftsleben“, resümiert er schon vor Himmelfahrt mit Blick zurück auf die Pandemie-Zwangspause. Wie alle Gastronomen hatte er sich auf Außerhausverkauf eingestellt, Hähnchen und Gutscheine an die Kunden gebracht und damit das Nötigste am Laufen gehalten. Mit blick auf die Woche vor Pfingsten wird es aber schon schwierig. „Mir persönlich geht es einigermaßen gut“, meint er und verweist auf die Handwerker und Künstler, die eigentlich bis Pfingsten mit ihm zusammen die Bauerstuben als Wunderpunkt nutzen. Die Handwerker seien ja ihrer gesamten Sommermärkte beraubt worden, ohne zu wissen, was im Herbst noch ginge.

Welchen Anteil die KLP in der Tourismuswirtschaft hat ist schwer zu sagen und variiert von Betrieb zu Betrieb. Sicher ist: Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Gäste in den Landkreis. In dieser Zeit sind Hotelzimmer schon lange nicht mehr und Gästezimmer nur noch mit viel Glück oder Beziehungen zu bekommen. „Klar, ist das für die Hotels und Gaststätten wichtig“, stimmt er zu.

Aber: Gastwirtschaft und politische Haltung sei für ihn eben auch kein Widerspruch. Er versuche schon, Wissen an Gäste weiterzugeben, die das Wendland im Spätfrühling als Konsumlandschaft verstünden. Die reinen Spaß-Touristen machen ihm kein Vergnügen, sagt Bartholomaeus – ihm sei es schon wichtig, die politischen Verknüpfungen zur Kulturellen Landpartie zu halten. Und natürlich passe das Geldverdienen dazu. Auf kritische Nachfragen wie er das zusammenbringe wird er energischer: „Wir hatten doch damals in Kreuzberg auch Maifeste veranstaltet und Geld verdient. Ich verstehe diesen angeblich Widerspruch nicht.“

Seiner Ansicht nach ist der beste Indikator, wenn am Anfang des Sommers der Immobilienmarkt reagiert: „Was gibt es für das Wendland schöneres, als wenn Menschen von außerhalb sich dazu entschließen in dieser Gegend leben zu wollen?“ Ob und wie die Verluste des Jahres ausgeglichen werden können, was wünscht er sich?

Er sei da offen. Vielleicht eine KLP im Winter? Das müsste natürlich ganz anders aussehen als im Frühling aber grundsätzlich könne er sich auch so etwas sehr gut vorstellen, sagt Bartholomaeus.

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