Künsche


Dieses Jahr wäre sowie alles anders geworden. Ein Musiker musste kurzfristig absagen, eine geplante Performance hatte sich ebenfalls zerschlagen und insofern war Corona dann nur noch das Tüpfelchen auf dem i. „Es war für mich insgesamt eine etwas außergewöhnliche Situation“, stellt Anna Wiesinger fest.

Ihrem Zungenschlag hört man die oberösterreichische Herkunft noch an. Selbst wenn sie jahrelang schon in Berlin gelebt und gearbeitet hat. Das Ziel ihrer Wünsche haben die Malerin Anna Wiesinger und ihr Mann in Künsche gefunden. Das Dorf in der Nähe der Kreisstadt Lüchow liegt etwas abseits und ihr Atelier am Rand des Dorfes. Als die Wiesinger Mitte der 90er Jahre der Großstadt Berlin überdrüssig wurden, entdeckten sie hier ein bezahlbares Haus, eine neue Heimat und dieses herrliche Atelier.

Der erste Besuch im Wendland fiel Mitte der 90er Jahre mit Pfingsten zusammen und fast ist Wiesinger überzeugt, dass es wohl die Kulturelle Landpartie war, die seinerzeit den Ausschlag gab, im Wendland zu siedeln.

Als Malerin Anna Wiesinger vor allem die kräftigen Farben. Als Künstlerin lässt sie sich aber vielseitig inspirieren.

Anlässlich der Eröffnung ihres Ateliers lud sie erstmals Gäste in Ihr Atelier ein.Der inzwischen verstorbene Komponist lebte selbst im Wendland und hatte als einer der Anwesenden Besucher die hervorragende Akustik des Raumes gelobt und drängte sie, den Raum im Zusammenhang mit Malerei für Musiker zugänglich zu machen.

„Wie wunderbar ist es, wenn sich zwei Welten treffen“, schwärmt Matias de Oliveira Pinto heute. Seit Jahren tritt der Cellist aus Berlin während der Kulturellen Landpartie in dem großzügigen Atelier in Künsche auf.

Musik und Malerei seien zwei verschiedene Welten voller Töne und Formen, sagt de Oliveira Pinto. Ganz anders zwar und trotzdem gegenseitig inspirierend. Schon deshalb sei es für ihn eine wunderbare Sache, sein Instrument regelmäßig in Wiesinges Atelier aufzustellen und zu musizieren.

Kunstfreunde und Bekannte treffen sich seit Jahren anlässlich der KLP zum Genießen in Künsche. Wenn das Atelier bestuhlt und zum Konzertraum erweitert wird, verbinden sich für Künstler und Gäste Malerei und Musik als Kunstformen zu einer erweiterten ästhetischen Gemeinsamkeit.

Anna Wiesinger liebt diese Verbindung und selbst als Laie kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass etwas Magisches geschehe.

Das sei es, was bis heute ihren Wunderpunkt ausmache, findet Wiesinger. Anfangs mit unterschiedlichen Interpreten hat sich das Zusammenspiel mit de Oliveira Pinto seit Jahren als besondere fruchtbar erwiesen.

Beide können sich über seine Musik wie über ihre Malerei in großer Offenheit austauschen. Das empfinden beide als außerordentlich anregend für ihr Schaffen.

Dazu kommen die Gäste, die – wie sie überzeugt ist – allein durch ihr Kommen und ihre Anwesenheit ihr Atelier verändern: „Jeder Gast lässt etwas da … schwer zu erklären aber wahrnehmbar.“

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